Bennewitz Quartett

 
Was war Ihre Inspiration für das Repertoire ihrer neuen CD?
Die Musik der tschechisch-deutsch-jüdischen Komponisten gehört seit zwanzig Jahren zu unserem Repertoire. Daher haben wir die Chance von Supraphon sehr geschätzt, diese langfristige Beziehung durch die neue Aufnahme zu manifestieren.
 
Was hoffen Sie, werden die Hörer mitnehmen?
Das Schicksal der jüdischen Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war bekanntlich ein tragisches. Trotzdem ist ihre Musik voll von Lyrik und Poesie, die die Umstände oft scharf kontrastieren. Das war schon immer faszinierend für uns und wir hoffen, dass es auch die Zuhörer ansprechen wird.
 
Vorschlag für ein Konzertprogramm:

Erwin Schulhoff
Fünf Stücke für Streichquartett

Hans Krása
Thema und Variationen für Streichquartett

Viktor Ullmann
Streichquartett Nr. 3 op. 46

 *** Pause ***
 
Pavel Haas
Streichquartett Nr. 2 op. 7 'Von den Affenbergen'
oder
Felix Mendelssohn
Streichquartett a-moll op. 13


Die Komponisten, deren Musik auf dem vorliegenden Album erklingt, lebten und arbeiteten zwischen den beiden Weltkriegen in der Tschechoslowakei und wurden vom monströsen NS-Regime schicksalhaft heimgesucht. Viktor Ullmann, der vor dem Zweiten Weltkrieg das Amt des Kapellmeisters am Neuen Deutschen Theater innehatte, schrieb sein Streichquartett Nr. 3, während er im KZ Theresienstadt inhaftiert war. Hans Krása vollendete sein 'Thema und Variationen' zwar bereits 1936, erlebte eine Aufführung aber nur zusammen mit seiner Kinderoper 'Brundibár' in Theresienstadt. Erwin Schulhoffs 'Fünf Stücke' zeugen von seiner Begeisterung für Rhythmus und Tanz sowie von der Musik der Wiener Salons, Italiens und Spaniens. Pavel Haas' Quartett Nr. 2 aus dem Jahr 1925 ist ein anschaulicher Beweis für die Behauptung, der Komponist sei der begabteste Schüler Leoš Janáčeks. Im Oktober 1944 befanden sich Haas, Ullmann und Krása unter den Tausenden von Theresienstädter Häftlingen, die nach Auschwitz transportiert wurden, wo sie in den Gaskammern ermordet wurden; Schulhoff starb 1942 im Internierungslager auf der Wülzburg bei Weißen-burg/Bayern an Tuberkulose.
Das Bennewitz Quartet startete seine internationale Karriere nach Siegen beim prestigeträchtigen Wettbewerb in Osaka (2005) und dem Prémio Paolo Borciani in Italien (2008). Seitdem ist es regel-mäßiger Gast der wichtigsten Veranstaltungsorte (Wigmore Hall in London, Musikverein in Wien, Konzerthaus in Berlin, Théâtre des Champs-Elysées in Paris, Elbphilharmonie Hamburg, Konzertsä-len in New York, Seoul usw.) und renommierten Festivals (Salzburger Festspiele, Lucerne Festival, Rheingau Musik Festival u.a.). Die Musik der Theresienstädter Komponisten hat in ihnen großartige Interpreten gefunden.
Die Musik der Theresienstädter Komponisten, aufgenommen vom Prager Bennewitz Quartett: 
eine wahrhaft kongeniale Verbindung!
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